Wie meine eigene Hochzeit auf dem OP Tisch endete

So ein Hochzeitstag ist doch mit das Aufregendste, was man als Paar zusammen erleben kann. Findet Ihr nicht?

 

Das war bei uns eigentlich nicht viel anders. Naja, zumindest zunächst…Nach einem sonnigen Start in einen angenehm warmen Augusttag, den 5.8.2017, einem Besuch beim Friseur, einem ausgiebigen Frühstück mit einem Glas Sekt und jeder Menger guter Laune, machten wir uns mit dem Auto auf Richtung Location, wo unsere Freie Trauung und die anschließende Feier geplant war.

 

An der Location angekommen, stiegen mein Mann und ich voller Vorfreude auf unsere Trauung aus unserem Auto und kramten die Kisten und Tüten mit den restlichen Kleinigkeiten für die Deko aus dem Kofferraum. Meine Freundinnen Marina und Tanja warteten schon sichtlich aufgeregt auf uns. Die waren vermutlich nervöser als ich, denn die zwei wuselten geschäftig und aufgedreht zwischen uns hin und her.

 

„Au“, schrie ich laut auf und schaute irritiert an mir runter. „Was ist?“ fragte mein Mann mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Marina und Tanja blickten auch besorgt zu mir rüber. „Ich weiß nicht…“ Irgendwas hatte mich in der linken Seite am Bauch erwischt. So ein fieses „Flitschen“, wenn Ihr wisst, was ich meine?

 

Ich horchte in mich rein und….nichts! Es schien wieder weg zu sein. “Alles ok“, entgegnete ich erleichtert. Vermutlich war ich auch nur ein bisschen nervös. So wie Marina und Tanja. Die würden später unsere freie Trauung durchführen. Aber wer bitteschön wäre das angesichts dessen nicht?

 

Einige Zeit später – die eingeladenen Gäste waren auch inzwischen alle da – warteten die Gäste und natürlich ich auf Moment, in dem ich nach vorne einziehen sollte. Zu meinem Mann, der dort auf mich und unsere Trauzeremonie wartete.

 

Zack, da war dieser Schmerz wieder und durchzuckte mich wie ein Blitz. Ich begann mir etwas Sorgen zu machen, aber….diese blöden Gedanken schob ich tapfer beiseite, trank das kleine Schnäpschen, dass mir, der  Braut, die Kellnerin zur Beruhigung vor die Nase stellte, in einem Zug aus und schritt los zu meinem eigenen Jawort. Mein Einsatz war gekommen, denn aus den Lautsprechern erklang mein Lied zum Einzug der Braut. Ich hakte mich bei meinem Vater, der nicht mehr so gut zu Fuß war unter und los gings.

 

Auch wenn die Musik - während ich mit ihm zusammen nach vorne schritt plötzlich aufhörte, weil irgendwas am Abspielgerät nicht funktionierte wie es sollte -wurde es eine wunderschöne Freie Trauung mit sehr emotionalen Momenten und romantisch aufgeladener Stimmung. Ich hoffe rückblickend ernsthaft, das mich bei den beiden bei all der Aufregung später dafür auch bedankt habe! Ich weiß, wie viel Mühe sie sich gemacht haben um unsere Hochzeit zu etwas Besonderem für uns zu machen!

Man muss ja auch einfach mal dankbar sein, oder? Und das sind wir wirklich.

 

Es wurde an unserem Hochzeitstag letztendlich viel, laut und herzlich gelacht, Zuviel gegessen und getrunken, getanzt und einfach das Leben gefeiert. Es war spät am Abend, als ich draußen in der von der Sonne des Tages aufgeheizten Abendwärme bei meinen Freunden stand, ich plötzlich wieder diesen durchdringenden Schmerz spürte und laut „Autsch“ ausrief.

„Alles gut?“ erkundigten sich meine Freunde. „Ich weiß nicht, irgendwie tut es mir an dieser Stelle schon seit heute morgen weh“ entgegnete ich und drückte dabei mit den Fingerspitzen auf der linken Seite meines Bauches herum. Wie seltsam. Ich ertastete etwas, dass sich anfühlte wie ein kleines „Würstchen“.  

 

„Sollten wir Dich nicht mal besser in die Notfallambulanz fahren?“ wollten meine Freunde besorgt wissen.  Bei anderen bin ja ich immer gleich sehr besorgt, aber wenn ich selbst was habe, jaaa, das kann ich immer sehr gut ignorieren. Kennt ihr das?

Ich bin nämlich die, die ein Kind entbinden kann und dabei still vor Schmerzen in sich hineinschreit, (nach außen hin Pokerface!) und sich dabei maximal ein kleines Schweissperlchen auf meine Stirn verirrt!

 

Aaaaaber Vorsicht! Eine klitze kleine Erkältung mit etwas Hals- und Kopfschmerzen kann sich bei mir ruckzuck zur weltweit sehr gefürchteten „Männergrippe“ auswachsen! Sorry ihr mitlesenden Männer, aber ich möchte dieses Vorurteil jetzt gern mal für mich selbst beanspruchen! 😉

 

Also antwortete ich (selbstredend) cool dreinblickend: „Son quatsch, wenn`s morgen nicht weg ist, schauen wir mal weiter.“ Wir verabschiedeten uns von unseren letzten Gästen, verstauten die wunderbar originell verpackten Hochzeitsgeschenke in unserem Auto und fuhren nach Hause. Jetzt, wo ich dieses „kleine Würstchen“ ertastet hatte, war ich besorgter als ich zugeben wollte und dachte voller Beunruhigung an unsere „Flittertage“, die am kommenden Montag ja starten sollten. Jetzt waren es 2 Uhr am Sonntagmorgen und wir beide waren – ob unserer Wahnsinnsfeier – zwar glücklich, aber auch ganz schön fix und fertig.  Und ich hoffte, das mit mir nix Schlimmeres los wäre.

 

Das hätte uns – grade jetzt - noch gefehlt!

 

Am nächsten Morgen erwachten wir mit einem ordentlichen Kater und ich mit heftigen Schmerzen im linken Bauchbereich. Dieses wurstähnliche Teil war noch deutlicher zu spüren als gestern.  also war ich so vernünftig und ließ mich von meinem Mann im Krankenhaus absetzen. Natürlich nicht, bevor wir nicht die Überreste der Party aus dem Raum in dem wir gefeiert hatten ausgeräumt und ordentlich wieder an die Vermieterin übergeben hatten.

 

Kurz danach lag ich im Krankenhaus auf einer Liege, ein Arzt untersuchte mich und stellte mithilfe des Ultraschalls sehr schnell seine Diagnose: Ein Bauchdeckendurchbruch, der sofort operiert werden musste! Was für ein Schock!

  

Könnt ihr Euch das vorstellen? Damit waren unsere geplanten Urlaubstage dahin und alles musste kurzfristig umgebucht werden. Mir blieb keine Zeit mich noch zu kümmern und mein Mann war in diesem Moment selbst viel zu aufgeregt! Während er zuhause ein paar Sachen für mich holen fuhr, telefonierte meine beste Freundin bereits parallel mit dem Hotel an unserem Urlaubsort und buchte alles für uns auf eine Woche später um. Damit war Sie ganz klar die Rettung unserer Flittertage!

 

Side Note: In diesem Urlaub lernte ich eine tolle Frau kennen, die heute zu meinen engen Freunden zählt und der ich wohl sonst niemals begegnet wäre. Das ist eine andere – wirklich verrückte Geschichte! – von der ich Euch gern ein andermal erzähle.

 

Immerhin weiß ich noch, wie ich – begleitet von Anästhesist und Schwester – in den OP geschoben wurde und zu den beiden mit gespielter Entrüstung sagte: „Na hören Sie mal, das ist aber nicht die Hochzeitssuite mit Meerblick, die wir gebucht hatten!“.

Ein Augenzwinkern und ein paar Lacher später wusste ich schon: Alles wird wieder gut!

 

In diesem Sinne; vertraut auf das Schicksal und lasst Euch nicht unterkriegen.

  

Eure Katja 

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